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MEXIKO ERLEBEN Die Pyramiden Mexikos - Funktion & Symbolismus

Tempelanlage von Teotihuacán, Mexiko. Blick von der Mondpyramide auf die "Straße des Todes" und die Sonnenpyrarmide

 

Die antike Gesellschaft Mexikos bestand ursprünglich aus Nomadengruppen, deren Leben von der Jagd und dem Sammeln bestimmt wurde.

Sie hatten kulturelle Zentren, die sie an jenen Orten errichteten, die regelmäßig frequentiert wurden.

 

Mit der Seßhaftigkeit der Nomadengesellschaft entwickelten sich in den Gebieten ihrer Niederlassungen Zentren mit einer dichteren und dauerhafteren Bebauung , die sie zum Mittelpunkt ihres alltäglichen Lebens machten, zeitgleich entstanden religiöse Zentren, die im täglichen Leben der Menschen eine zentrale Rolle einnahmen. 

 

 

Was ist eine Pyramide?

 

Pyramide - laut Wikipedia eine Bauform mit einer quadratischen Grundfläche.

 

Wenn wir die Bezeichnung "Pyramide" hören, ist unsere erste Assoziation meist mit den berühmten Pyramiden Ägyptens verbunden, die als reiner Baukörper auch tatsächlich eine geometrisch korrekte pyramidale Form aufweisen. 

 

 

 

Pyramiden von Gizeh, Ägypten

 

 

Mit den Pyramiden Mexikos verhält es sich etwas anders, da sie sich nicht nur in ihrer Grundform, sondern auch als Baukörper wesentlich von ihren ägyptischen Namensvettern unterscheiden.

 

Ihre pyramidenähnliche Form birgt nicht nur architektonische Geheimnisse in sich, sondern ruht auf der Basis der Cosmovision der antiken Völker Mesoamerikas. 

 

 

Beobachtung und Imitation

 

Das Weltbild der antiken Völker Mesoamerikas war im Wesentlichen von der Beobachtung und dem Verlauf der Sternbilder, wie auch der Sonne, bestimmt und ihr Alltag richtete sich nach deren Bewegungen.

 

 

Auch bei der Errichtung und Ausrichtung von Stadtanlagen waren die Bewegungen und der Verlauf der Gestirne ein wesentlicher Faktor.

 

 

Das Aufgehen der Sonne im Osten, ihr höchster Punkt um die Mittagszeit und ihr Untergehen am Westhimmel waren Vorbild für die Architektur der religiösen und rituellen Mittelpunkte und spiegelten sich in deren Linien wider. 

 

Das typische "pyramidale" Aussehen der prähispanischen Tempel hatte demnach weniger mit Geometrie als mit der genauen Naturbeobachtung zu tun. 

 

 

Stuf´für Stuf´

 

Die Bausubstanz der Pyramiden war Stein, die einzelnen Steinblöcke wurden stufenweise übereinandergestapelt. 

 

 

 

Die Bauetappen, in denen die einzelnen Baukörper sukzessive übereinandergestapelt wurden, erfolgten oft in zeitlich länger auseinanderliegenden Intervallen.

 

 

So, wie sie sich heute für uns zeigen, beherbergen sie in den meisten Fällen in ihrem Inneren ältere Strukturen, die, jede für sich, eine bestimmte Bedeutung innehatten. 

Jedem Gott seinen Tempel

 

Ein weiterer wesentlicher  Unterschied zu den Pyramiden Ägyptens ist die Tatsache, dass jene in erster Linie zur Verherrlichung ihrer Herrscher und Könige bzw. als Mausoleen dienen sollten, die Tempel der Azteken hingegen wurden aus rein religiösen Motiven zu Ehren von Gottheiten erbaut, spielten eine essentielle religiöse Funktion und dienten in erster Linie der Durchführung von öffentlichen Ritualen ( einige wenige Tempel der Maya dienten auch Bestattungszwecken). 

 

Die aztekischen Tempel waren aber nicht nur der Ort, wo man sich mit den Göttern verband, sondern auch, wo man ihnen in Form von Opfern Tribut zu leisten hatte. 

 

Diese Opferungen fanden im obersten Teil des Tempels auf einer Plattform statt, dahinter erhob sich der Tempel, der der jeweiligen Gottheit gewidmet war. 

 

 

 

"Typisch aztekisch"

Ein Zeichen von oben

 

Das, was allen Tempelanlagen Mexikos gemein ist, ist seine Errichtung aufgrund eines Zeichens oder Symbols, das ihm besondere Bedeutung gab.

 

 

Eines der prominentesten aztekischen Beispiele dafür ist die Gründung von Tenochtitlán, mit der Errichtung des Templo Mayor im historischen Zentrum des heutigen Mexiko-Stadt.

 

Der Ort der Gründung war nicht zufällig, sondern auf ein göttliches Zeichen hin ausgewählt worden und die Legende darüber hat sich fest in das kollektive Gedächtnis der Mexikaner eingebrannt. 

 

 

Bei der Sonnenpyramide in Teotihuacán zeigt sich dieses Symbol in Form einer Höhle, die unterhalb des Gebäudes gefunden wurde und die als Übergang in das Reich der Toten bzw. als Schoß der Stammmutter galt, aus der die Völker geboren wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ritus Menschenopfer

 

Für die Gesellschaft der Mexikas ( die eigentliche Bezeichung für „Azteken“) war die Opferung von Menschen der rituelle Akt par excellence.

 

Er diente dem Zweck der Gottheit zu huldigen, sie milde zu stimmen und die Beziehung zu ihr zu erhalten und zu stärken.

Ausserdem ging es um die Wiedererneuerung des Kosmos und der Kräfte der Natur.

 

Das System der rituellen Opferung war äußerst komplex, bildete den Grundstein des religiösen Lebens.

 

 

 

 

Bereits während der Bauetappen fanden Zeremonien statt und wurden Opferungen durchgeführt.

 

 

Dies zeigen zum Beispiel die Funde von vier jugendlichen Skeletten, die an den jeweils vier Ecken des Sonnentempels begraben waren.

 

 

 

 

Mythos

Der Templo Mayor in Tenochtitlán, dem historischen Zentrum des heutigen Mexiko-Stadt, stellte eine Zwillingskonstruktion dar, die zwei Gottheiten gewidmet war.

 

Eine davon war Huitzilopochtli, der Kriegsgott, der für die Mexicas von großer Wichtigkeit war. Die Tempelseite, die er innehatte, wurde als „Heiliger Berg“ angesehen.

 

Seine Legende erzählt über seine Geburt und den Kampf gegen Coyolxauhqui, eine seiner Schwestern. Seine Mutter, Coatlicue, fand, während sie das Haus fegte, einen Federball, den sie in ihren Schoß aufnahm und daraufhin schwanger wurde (mehr lesen über die Legende von Huitzilopochtli)

 

 

Rekonstruktion und Modell des Templo Mayor von Tenochtitlán, der den beiden Gottheiten Tláloc ( Fruchtbarkeit, Regen, Wasser) und Huitzilopochtli (Kriegsgott ) gewidmet war. 

 

 

Der zweite Tempelteil war dem Regengott Tláloc gewidmet, der eine der wichtigsten Gottheiten darstellte. Er war ein dualer Gott, da er nicht nur Fruchtbarkeit und Leben hervorbringen, sondern auch Unwetter und Katastrophen über die Menschen bringen konnte. 

 

Die Mexicas waren ihm außerordentlich ergeben und man zelebrierte regelmäßige Feste und Rituale um ihm zu huldigen.

 

Tláloc war der Hüter der Vorräte in einem geheimnisvollen Berg und hatte die Macht über die Vorräte. Doch durch die List des Quetzalcóatl gelang es zumindest den Mais zu den Azteken zu bringen (mehr lesen über die Legende des Mais)

 

Minimundus

Die Mexicas hatten eine genaue Vorstellung des Universums und übertrugen sie in die Art, wie sie ihre Städte anlegten.

Sie waren in vier Abschnitte aufgeteilt, im deren Mitte sich ein großer Platz befand beziehungsweise das zeremonielle Zentrum, der Tempel an diesem Ort entsprach der „Achse der Welt“, von wo aus die vier Himmelsrichtungen ihren Ausgang nahmen.

Der zentrale Gebäude hatte ganz bestimmte Charakteristika, die es unvergleichlich machten und von allen anderen unterschied.

Von großer Bedeutung war die symbolische Unterteilung in „himmlische“ Ebenen, die man nutzte, um aufzusteigen beziehungsweise um in das „inframundo“, in die Unterwelt oder das Reich der Toten zu gelangen.

Ausserdem stellte es das Zentrum der universellen Kräfte dar, die das Leben bestimmten.

 

 

Tribünen für das Publikum

Das zentrale Tempelgebäude waren allseitig von Plattformen umgeben, die einen zusätzlichen Platz freigaben und gleichzeitig die Begrenzung zwischen dem profanen Teil sakralen Zentrum darstellten.

 

Zeremonien und heilige Rituale

Im obersten Teil des Tempels gab es einen Altar, der für die rituellen Opferungen bestimmt war und wo man zu Ehren der Gottheiten Menschenopfer darbrachte.

 

Die wichtigsten Zentren jener Rituale der Azteken waren Teotihuacán, Cholula und Tenochtitlán.

 

 

Es gibt Aufzeichnungen darüber, dass die Menschenmenge zum Beispiel zum Fest des Panquetzaliztli (ein bestimmtes wichtiges Kalendermonat der Azteken) in Tenochtitlán bis an die Stadtgrenzen reichte. 

 

Einheit von Architektur, Plastik & Malerei

 

Das universelle Weltbild der alten Kultur Mexikos spiegelt sich auch darin wider, dass Architektur, Malerei und Skulptur eine untrennbare Einheit bildeten und sich in ihren symbolische Aussagen ergänzten.

 

Die Plattform vor dem Hauptalter war oft mit einem Opfertisch aus Stein ausgestattet, der an den seitlichen Wänden reiche Verzierungen aufwies.

 

 

Auch der Eingang zum Tempelraum und der Tempelraum selbst  beherbergten eine Vielzahl steinerner Skulpturen der jeweiligen Gottheit, die Wände trugen reiche Reliefs und Verzierungen mit religiösen Motiven oder waren mit bunten Malereien versehen. 

Skulpturen in Totenkopfform unterstrichen die Bedeutung und Symbolik des Ortes. 

 

 

Wo Dächer erforderlich waren, waren sie meist aus Holz,  schlicht gehalten und wurden nach oben hin enger, im Stil einer Cabaña.

 

 

Obwohl die Pyramidenanlagen der Azteken und Maya unterschiedliche Charakteristika aufweisen ( Ek-Balam hat die grundsätzliche Funktion eines Mausoleums), ist die Tempelanlage von Ek-Balam im Urwald Yucatans ein wunderschönes Beispiel dafür, wie die Verschmelzung von Architektur, Skulptur und Malerei als symbolisches Stilmittel Anwendung fand. 

 

     Wächter linke Seite                                     Unterkiefer des Drachen mit Drachenzähnen                          Wächter rechts außen

 

Die Akropolis des Haupttempels trägt den Namen "Templo el dragón" - Drachentempel. 

Sein Eingang enspricht dem Rachen des Drachens, darüber befinden sich die Skulpturen von sechs Persönlichkeiten, lokale Herrscher, mit den Attributen der Macht. 

 

 

Die Skulpturen, die jeweils im rechten und linken Auge des Drachens thronen haben starke Symbolkraft und sind als Ausdruck der Macht anzusehen.

 

 

Identifikation und Bewahrung

 

Obwohl viele der Pyramidenstätten zerstört wurden und zum Teil durch Witterung und andere Einflüsse Schaden genommen haben, haben sie um Nichts an ihrer einstigen Bedeutung und Wichtigkeit eingebüßt.

Von Menschenopfer sieht man heute Gott sei Dank ab, doch die Mexikaner halten nach wie vor ihre Traditionen als kostbares Erbe hoch und veranstalten regelmäßig Rituale und Festivitäten an den einstigen Hochstätten ihrer Vorfahren.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernd (Freitag, 09 Februar 2018 01:37)

    Hallo Liesl, interessant wie immer....verbessere noch ein bisserl, dieser Satz " Eines der prominentesten aztekischen Beispiele dafür ist die Gründung von Tenochtitlán, mit der Errichtung des Templo Mayor im historischen Zentrum des heutigen Mexiko-Stadt" , kommt 2x vor ;-)